Reise Nr. 3  28.12.2003  Reisebericht 01

Meine 3. Reise nach Australien / Reisebericht Nr. 1

 

Los ging es am Sonntag, den 28.12.2003. Wie kommt Mann zu so einem Datum?

Ganz einfach: es ist der erste Tag nach der Hauptsaison, und somit deutlich günstiger J.

 

Nach einer, wie wohl mittlerweile üblich, fast duchpackten und geräumten Nacht (es war irgendwann gegen 1.30Uhr als ich das Bett fand) ging es morgens um 6.50 Uhr auf den Bahnhof, mit der S-Bahn dann auf den Flughafen und nach 30 Minuten Aufenthalt am Flughafen wieder zurück auf den Hauptbahnhof.

 

Warum?

 

Am Flughafen pünktlich angekommen erklärten mir 2 sehr freundliche Lufthansa-Damen, dass der Flug nach Frankfurt storniert wäre… Noch Fragen?

Glücklicherweise habe ich noch den Lufthansa ICE zum Airport erreicht. Ohne den Stop direkt am Flughafen FFM allerdings hätte es nicht mehr gereicht … Toll bei dem ICE-Lufthansa Zubringer ist übrigens, dass man sein Gepäck bereits in Stuttgart komplett ein- und durchchecken kann, mit Boarding Pass und allem was dazugehört. Dies bedeutet keine weiteren Wartezeiten in Frankfurt sondern direkt ab zum Gate!

In Frankfurt ging dann alles seinen gewohnten Weg – der Flieger war faktisch voll und mit einem wild gestikulierenden Herrn neben meinem Fensterplatz besetzt Aber was soll´s: no worries!

Glücklicherweise hat dieser Herr dann auch gleich zu Beginn des Fluges seinen Orangesaft zu mir gekippt – so blieb mir eine längere Wartezeit auf diesen Überraschungsangriff erspart und ich konnte noch versuchen etwas Schlaf nachholen.

 

Nach dem, wieder sehr angenehmen Duschstopp in Singapur durfte ich mich an einem Notausstiegplatz glücklich und etwas erschöpft niederlassen und bis zum Zielflughafen Perth (WA) entspannen. Die Einreise nach Australien verlief, trotz der deklarierten Schokoriegel (Dank an Mama!), problemlos. Im Hotel angekommen packte ich das Wichtigste aus und fuhr dann mit dem Bus rein ins Städtchen.

Es ist, wie mir schon im letzten Frühjahr aufgefallen ist, für mich eine der ausgewogensten Städte hier in Australien. Nach einem Bummel gings abends wieder zurück ins Hotel.

Der Busfahrer fragte nach, wo ich genau hinwollte…da genau dort eine sog. Preiszonengrenze liegt. Und es gab eine Station vorher (2,-A$) und eine Station nach dem Motel (3,-A$). Er stimmte mit mir überein, dass die 2,- A$ Station genau richtig wäre… und ergänzte noch: ´wenn ich beim Aussteigen diese natürlich verpassen würde könne er auch nichts machen…`. So sind die Menschen hier in Perth drauf.

Er erklärte mir dann bei voller Fahrt: ´dies ist nun die Station die sie verpassen …´ und lies mich eins weiter aussteigen.

 

Am nächsten Tag, mittlerweile schreiben wir Dienstag, den 30.12.2003, ging mein Flug pünktlich um 12.00 Uhr nach Alice Springs. Problemlos, fast wie der ÖPNV bei uns.

 

Hier erfuhr ich, dass Peter (in seinem Garten in Ti Tree parkte mein Land Cruiser die letzten 8 Monate) gerade in Perth ist und vergeblich versucht hat mich zu erreichen … Abends ein Gläschen Wein zusammen trinken wäre sicher nett gewesen. Er plant dort gerade die Eröffnung der 3. Galerie.
Seiner Galerie in Alice Springs konnte ich wieder einmal nicht widerstehen … traumhafte Bilder in völlig neuen Stilen sind dort eingetroffen. Gekauft habe ich aber (noch) keines.

Unabhängig davon fuhr ich am nächsten Nachmittag mit dem Linienbus Adelaide – Darwin nach Ti Tree (200km N). Lindsay (ein Mitarbeiter Peters) war vor Ort. Unterwegs verteilt der Busfahrer auch noch die Postsäcke und Päckchen an die einzelnen Stations im Outback – es ist schon eine etwas andere Welt.

 

Abends waren wir noch im Ti Tree Roadhouse bzw. dem dazugehörigen Pub zum Essen und 2, 3 Gläschen trinken. Lange vor Mitternacht lag ich im Bett – während draussen ein traumhafter Sternenhimmel das neue Jahr begrüsste.

Am nächsten Tag kontrollierte ich alle Wasser, Öl und sonstigen Zustände und Foggy, der Nachbar, lud mir die Batterien meines Land Cruisers wieder auf. Noch ein bzw. umladen und dann war das Fahrzeug wieder startbereit und so ging es dann auch am übernächsten Morgen los in das nächste australische Abenteuer.

Den nächsten Tag habe ich mit Lindsay in der Galerie verbracht, wieder viel Interessantes über die Aboriginal Kultur, aber auch Subkultur gelernt.

Die Aboriginal sind finanziell nicht schlecht abgesichert und müssen nicht unbedingt arbeiten. Z.B. Tantiemen aus Landleasingverträgen mit dem Staat oder Bergbaugesellschaften sichern Ihnen ein stetes Auskommen. Hier im Nordwesten gibt es eine Comunity die verfügt über eine eigene Fluggesellschaft, Anteile an Supermarktketten etc.Hier waren schlaue Köpfe zur richtigen Zeit an der passenden Stelle. Leider gibt es auch genügend Negativbeispiele was der Geldsegen aus den Ureinwohnern Australiens machen kann. So kam ein überaus talentierter Künstler vorei – er hatte schon Ausstellungen fast rund um den Globus – und wollte Geld leihen. Geld, das er innerhalb von Minuten in Alkohol umgesetzt hätte. Er malt nur noch, völlig unkreativ, um seine Alkoholsucht zu finanzieren. Eine andere, mittlerweile weit über Australien hinaus bekannte Künstlerin (eins Ihrer Bilder hängt auch bei mir daheim), hat das Malen ganz eingestellt. Der Grund? Eigentlich ganz einfach: Aboringes kennen kein Eigentum, alles gehört der ganzen Sippe. Diese, sicherlich sehr gut verdienende ältere Dame, sah wie Ihr Geld die ganze Sippe versorgte und immer mehr der Nichtstuerei und dem Alkohol verfielen. Also entschied sie: keine Bilder mehr, kein Geld mehr! So einfach können Entscheidungen hier im Outback sein.

In der oben angesprochenen Balgo Comunity gehört selbstverständlich jedem Angehörigen dieses Stammes ein entsprechender Anteil an dem Gesamtvermögen!

 

Ok, der erste Teil meiner Fahrt führte mich auf den Stuart Hwy (die einzige geteerte Nord-Süd-Verbindung ausserhalb der Küstenstrassen) bis nach Elliot. Einem kleinen Dorf mit Roadhouse und Pub. Zwischendurch gab es noch einen Verpflegungsstopp in Tennant Creek, der 3. grössten Stadt im NT und eine Besichtigung bei den Devils Marbles. Angeblich sind dies Eier der Regenbogenschlage. In Wahrheit durch Erossion entstandene Riesenkugel wie sie zum Beispiel auch an Westküste der neuseeländischen Südinsel zu finden sind.

 


Die Fahrt war heiss, das Thermometer im Auto hing wieder am Anschlag bei 45 Grad (Ihr könnt Euch vielleicht an das Bild aus dem letzten Jahr erinnern?Wenn nicht könnt Ihr unter www.thomasbauer.de nochmals nachschauen) und dann kam folgendes Hinweisschild:
 

Sicherlich könnt Ihr nachvollziehen wie egal es mir in diesem Moment war, ob die Dusche 40, 30, 20, 10 Grad oder auch aus Eiswürfel bestanden hätte. Hauptsache es kommt etwas aus dem Duschkopf raus! Und die Eiswürfel kann Mann auch sehr gut für den, den Tag abschließenden Drink, nutzen.

Nach einer abkühlenden Dusche und einem eiskalten Cider gings ins Bett, wollte ich doch am nächsten Morgen früh los um die etwas kühleren Morgenstunden zur Fahrt zu nutzen.

 

So gings dann am Samstagmorgen weiter in Richtung Norden bis Dunmara. Vorbei an dem ehemaligen Ort Newcastle Waters. Diesen Ort hat der Medienmogul Richard Murdoch komplett gekauft, mit allem Drum und Dran. Er benötigte dies, um seine Farm abzurunden – koste es was es wolle!

In Dunmara, dem Abzweig in meine nächste Wüstenetappe, erkundigte ich mich im Roadhouse nach dem Zustand des Buchanan Hwy. Die Auskunft der junge Dame lies wenig Freude aufkommen: noch letzte Woche hätte der ganze Hwy rund 75 cm unter Wasser gestanden. Wäre ja eigentlich nicht weiter schlimm, aber der Buchanan Hwy ist eine ´Dirt Road´ - sprich nicht geteert sonder reine Erde, nur gewalzt. Nähere Auskünfte, was die Regenfälle der letzten Woche aus der Strasse gemacht haben konnte sie mir nicht geben und so ging ich in mich …. Und mit einer Entscheidung wieder aus

mir raus: ich würde den Hwy einfach einmal antesten und schauen ob bzw. wann ich im Matsch ertrinke!

 

Gesagt getan, rein in die Wüste. Wobei es hier in Australien keine mit der Sahara vergleichbare Wüste gibt. Zur Regenzeit, der sog. wet (season) kann es dort auch wunderschön grün sein, aber nur durch das Regenwasser halt. Ohne Regen : NICHTS.

Also ich habe diesen Wüstenteil wunderschön grün erlebt, der Strassenzustand war bis Top Springs erträglich und forderte nicht einmal meine Seilwinde heraus. In Top Springs endet mein heutiger Reisebericht Nr. 1. Offen bleibt die Frage, welche der 3 hier nun abzweigenden Strassen, hier right in the middle of nowhere, kann und will ich befahren?

Bis demnächst …

 

Tom

 

P.S.: Morgen geht’s wieder auf einer dirt road nach Cape Leveque – das oberste Ende der Halbinsel von Broome. 

 

 

zum Reisebericht Nr.: 2    14 Januar 2003
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